Zu Beginn der Osterferien, außer natürlich zu Coronazeiten, flieg(h)en die Menschen in die Urlaubsregionen: warm soll es sein, gemütlich, entspannt, umgeben von fröhlichen Menschen, sorgenfrei. Andere suchen bewusst die Stille. Christen feiern das Hochfest Ostern. Um dem Sinn dieses Festes auf die Spur zu kommen, muss ein inhaltlicher Bogen gezeichnet werden von Palmsonntag über Gründonnerstag, Karfreitag in die Morgenstunden von Ostersonntag.

Ich lade zu einer Spurensuche ein.

Wie rasch ändern sich die Vorzeichen: Am Palmsonntag noch Jubel und Hosianna und in der Nacht auf Karfreitag schlägt die Stimmung komplett um: „Ans Kreuz mit ihm“. Meinungsmache über (soziale) Medien ist uns nicht unbekannt. Manche Personen in der Öffentlichkeit schauen sich um und sondieren, was wohl mehrheitsfähig seien könnte. Die Botschaft Jesu von Nächstenliebe, Gottes- und Selbstliebe stieß auf Zustimmung und hatte doch unbequeme Konsequenzen bei einigen führenden Religionsvertretern.

Am Gründonnerstag, dem Gründungsfest der Kirche, feiert Jesus mit seinen Jüngern das Abendmahl. Die Liturgie schließt mit der Bitte an die heute sich versammelnde Gemeinde zum stillen Gebet in Erinnerung an Jesu letzte Nacht vor seiner Verhaftung und Kreuzigung.

Das Gebet in Getsemani

Dann verließ Jesus die Stadt und ging, wie er es gewohnt war, zum Ölberg; seine Jünger folgten ihm. Als er dort war, sagte er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Versuchung geratet! Dann entfernte er sich von ihnen ungefähr einen Steinwurf weit, kniete nieder und betete: Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen. Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte. Nach dem Gebet stand er auf, ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend; denn sie waren vor Kummer erschöpft. Da sagte er zu ihnen: Wie könnt ihr schlafen? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet!
Lk 22, 39-46 (Einheitsübersetzung 2016)

Die Szene im Ölberg findet sich immer wieder bei unseren Patient*:innen. Die Verarbeitung von Sorgen, Ängsten, Zweifeln, ja der eigene Lebensentwurf steht zur Disposition. Da ist es wichtig präsent zu sein, an-sprech-bar zu bleiben, einfach mit auszuhalten diese Frage nach dem Sinn und dem „was kommt danach“. Manche Dialoge sind durchzogen von langen Pausen, in denen halt nichts laut ausgesprochen, aber tief verstanden wird. Eine weitere Erfahrung ist: Patient*:innen haben immer noch die Gottesfrage im Herzen und auf den Lippen.

Die „Menschen des neuen Weges“ ,wie die ersten Christ:innen auch genannt wurden, zählen – wie in anderen Weltreligionen auch zu finden – auf das Gebet: den Dialog mit Gott. Die Kirchenlehrerin Teresa von Avila schreibt dazu: „Meiner Meinung nach ist inneres Beten nichts anderes als Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach bei ihm zu sein, weil wir sicher wissen, dass er uns liebt.“ Das Gebet kann Berge versetzen, erfüllt kann jedoch nicht all unsere Wünsche erfüllen. Im Gebet ringen wir um innere Erkenntnis, bringen in der Klage unsere Sorgen und Nöte zur Sprache, danken auch für die geschenkte Lebenszeit.

Und die Emmaus-Erzählung am Ostermontag: warme Quellen heißt der Ort übersetzt. Die Jesus Nachfolgenden verstecken sich, lösen sich in alle Himmelsrichtungen- so scheint es- auf. Mit dem Tod sind alle Pläne zerbrochen. Die Trauer greift über das Verlorene um sich: Tod des Partners, Scheidung, Verlust des Arbeitsplatzes, zerplatze private wie berufliche Pläne. In diesen Krisen lernen wir uns selbst neu kennen und es gibt die Chance zum Aufbruch. Christ:*innen vertrauen auf die Lebens spendende Zusage Gottes: „Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen“
(Joh 12,32).